Den Bauern ein Grundgehalt!
Stellungnahme zu „Ach du dicke Milch!“ von Mark Schieritz. DIE ZEIT vom 25. Mai 2016
Endlich wagt jemand etwas auszusprechen, was in der Politik niemand zu denken scheint. Die Globalisierung der Landwirtschaft müsse gestoppt werden. Im Konkurrenzkampf mit der restlichen Welt habe zum Beispiel die Textilindustrie ihre Produktionsstandorte in Deutschland größtenteils aufgegeben. Sie lasse ihre Bekleidungsstücke in Fernost herstellen.
Die Milliarden an Subventionen, die in die Landwirtschaft gepumpt werden, helfen den Bauern nicht nachhaltig. Andere Länder haben für ihre landwirtschaftliche Produktion günstigere Voraussetzungen. Zur Zeit können die Bauern nichts anderes, als so viel wie möglich aus dem Boden herausholen. Das macht sie nicht wohlhabender, aber sie richten die Natur zugrunde. Wäre es tatsächlich teurer, anstelle der Subventionen den Bauern ein Grundgehalt zu zahlen, damit sie ihrem Land nicht mehr abverlangen, als es hergibt? Wozu sich heute die Bauern gezwungen sehen, ist nicht nur dem Acker, auch der Luft und dem Wald und der Artenvielfalt abträglich. Unabhängig von einem finanziellen Erfolgsdruck könnten sie sich der Pflege der Natur widmen. Die unwürdige Massentierhaltung könnte entfallen. Weniger Milch bekäme dann auch einen angemessenen Preis. Bauern müssen sich ebensowenig schämen, Gehaltsempfänger zu sein, wie Lehrer. – Prof. Dr. Herwig Wulf