So haben die Leser unserer Zeitung auf den Artikel zur Verkehrswende reagiert

Veröffentlicht am 15.08.2020 in Kommunalpolitik

Wie versprochen veröffentlichen wir an dieser Stelle einige Reaktionen auf den Artikel "Verkehrswende jetzt!" von Dagmar Engesser in der zweiten Ausgabe unserer Zeitung (pdf). Wir freuen uns über die zahlreichen Reaktionen und darüber, dass wir eine Diskussion angestossen haben und unsere Vorschläge kritisch durchleuchtet werden und weitere Ideen hinzugekommen sind. Vielen herzlichen Dank an alle, die sich bei uns gemeldet haben!

 

Tebogo D. Mench schrieb uns:

"Ich bin 60 jähriger Fußgänger, Radfahrer, Autofahrer und Lkw-Fahrer (Arbeit). Ich kenne folglich alle Verkehrsebenen und sehr viele Verkehrslagen. Ich bin auch klarer Befürworter von weniger Pkws/LKWs und dafür mehr Radfahrwegen und Verkehrsberuhigten Zonen. 

Immer wenn ich, egal wie, unterwegs bin aber speziell als Lkw-Fahrer, versuche ich mich, in die anderen Verkehrsteilnehmer hineinzuversetzen und Situationen vorherzusehen. Denn sollte ein Unfall passieren, ist man gerade als Lkw-Fahrer immer Schuld, selbst wenn das nicht so sein sollte. Bin damit all meine Fahrjahre sehr gut durch den Verkehr gekommen.
Meine Erfahrungen resultieren jedoch ganz klar in folgender Aussage: 90% der FahrradfahrerInnen sind nicht nur die gefährdetsten sondern auch die gefährlichsten Verkehrsteilnehmer. Sie sind deshalb so gefährdet, weil sie gefährlich sind. Weil sich die wenigsten an die StVO gebunden fühlen. Umso unverständlicher, da viele von ihnen wiederum auch AutofaherInnen etc. sind.
 Kaum eine/r hält sich an rechts vor links oder rote Ampeln. Dass man das Rad über einen Zebrastreifen schieben muss, scheint ebensowenig bekannt zu sein. Richtungsanzeige durch Handraushalten ist eine Rarität. Und wenn, dann meist abrupt und ohne vorher den rückwärtigen Verkehr inspiziert zu haben. Wie oft sehe ich Kinderanhänger ohne Fahne, Licht oder Reflektoren. Eltern, die auf einem reinen Fußgängerweg weit vor ihren Kleinkindern fahren, die kaum hinterher kommen. RadfahrerInnen, die überall und in jede Richtung raßen, ohne Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer. Und sehr oft sehe ich Fußgänger- oder Fahrradunfälle, die von Radfahrern verursacht wurden, die auch nicht selten Unfallflucht begehen. Die Liste könnte fortgesetzt werden.
Meistens hört oder liest man aber von den bösen, rücksichtslosen Lkw-Fahrern wenn es wieder einen Unfall gegeben hat. 
Glauben Sie mir, wenn ich als Lkw-Fahrer ein Radfahrer wäre und Radfahrer Lkw-Fahrer, würde ich täglich 3-4 Mal unter die Räder kommen.
Ergo: Bei Verkehrsplanung geht es nicht nur darum, mehr Radfahrerfreundliche Lösungen zu finden. Solange sich die Wege anderer Verkehrsteilnehmer mit denen der RadfahrerInnen kreuzen, MÜSSEN Radfahrer dazu angehalten werden sich an die Regeln zu halten, weil auch die dazu verpflichtet sind. Und das müsste den Herrschaften auch immer wieder, auch durch entsprechende Medienbeiträge, öffentliche Veranstaltungen oder im Extremfall verordnete Nachschulungen vor Augen geführt werden. 
Das einseitige Verhätscheln sollte überdacht werden. Es braucht eigentlich oft nicht mehr Schilder, Rechte etc. FÜR RadfahrerInnen, sondern mehr Verantwortungsbewusstsein eben dieser. Je mehr sie in Watte gepackt werden, desto gefährlicher ist das Verhalten vieler. Denn es sind ja DIE ANDEREN, die auf MICH RADFAHER*IN aufpassen müssen. 
So funktioniert verantwortungsbewusstes und vorausschauendes Verkehrsverhalten (was eigentlich Teil des Verkehrsunterrichts sein sollte) nicht. Und nur den Mittelfinger hinhalten ist keine Rechtfertigung für eigenes Fehlverhalten."
 
Manfred Schreiber hat sich mit dem Vorschlag auseinandergesetzt, den Radweg zwischen der Birkenhofsiedlung und Buchenbach zu verbessern:
 
"Der Radweg war vor dem Bau der Brücke über die neue B-31 nicht vorhanden. Damals ging es darum, für die Birkenhofsiedlung einen Geh- und Radweg zum Bf. Himmelreich anzulegen. In der Strassenplanung der Planungsbehörde war er nicht vorgesehen. Ich legte damals als betroffener Bürger dagegen im Planfeststellungsverfahren Einspruch ein, eine Geh- und Radwegeverbindung zum Bahnhof Himmelreich einzurichten. Das wurde nach hartnäckigem Insistieren so genehmigt. Die Höllentalstrassenbrücke über die B-31 wurde auf der nördlichen Seite mit dem Geh und Radweg versehen, ebenso die Eisenbahnbrücke. Nun konnte die Birkenhofbevölkerung völlig unbehelligt vom Strassenverkehr zum Bahnhof gelangen, ein grosser Fortschritt und kein Planungsfehler.
Der Geh und Radverkehr nach Buchenbach stand dabei weniger im Blickpunkt, durch die V- förmige Schleife war aber ein Abzweig nach Buchennach für die eher wenigen Radler möglich.

Der Strassenknoten Himmelreich wird bei Sperrung der B-31 intensiv von grossen Lkw befahren. Auch sonst fahren hier oft die Langstammfahrzeuge zum Sägewerk Dold. Deshalb werden die Fahrspuren auf der Brücke benötigt. Auf der südlichen Seite der Brücke wurde damals kein Geh und Radweg angelegt.

Der Radverkehr auf der südlichen Seite wäre auch direkt mit dem Abbiegeverkehr nach Freiburg oder Richtung Donaueschingen konfrontiert. Das sind leider bekanntlich gefährliche Gefahrenstellen für Radfahrer.
Der Umbau der Fahrbahn für einen südlich verlaufenden Radweg dürfte ausserdem erheblich sein."
 
Ein lieber anonym bleiben wollender Leser meinte zu unserem Artikel:

"Ich finde den Artikel in eurer Publikation "Dreisamtal - Wie geht´s" , "Verkehrswende Jetzt !" sehr erfreulich! (Anm. der Redaktion: Vielen herzlichen Dank, das freut uns sehr!)

Ich selbst nutze das Fahrrad seit Jahren intensiv als Fortbewegungsmittel. Als Forstrevierleiter sehe ich täglich wie der Klimawandel unsere Natur dramatisch verändert und welche Probleme, auch volkswirtschaftlicher Art, dadurch entstehen.

Radfahrern wird das Leben im Dreisamtal und auch im Stadtgebiet von Freiburg allerdings nicht immer leicht gemacht. Dies bemerkt man erst, wenn man selber viel und intensiv mit dem Rad unterwegs ist. Ein Kaffeefährtchen am Wochenende ist da nicht wirklich repräsentativ.

Man bekommt den Eindruck, dass es der Verkehrsplanung nicht um eine Verbesserung für Radfahrer geht, sondern dass man vielmehr die Straßen vollständig für den Autoverkehr reservieren will. Radfahrer sollen weggesperrt werden, möglichst einfach und günstig.

So landen Radler dann oft auf "Ersatzwegen", die bei Lichte besehen vielleicht als Spazierwege taugen. Leider sind die dann aber sicher nicht für Radfahrer, welche ihr Rad als Fortbewegungsmittel analog zum Auto verwenden möchten, geeignet.

Der Eindruck drängt sich auf, dass die Verkehrsplaner selbst zuletzt in der Kindheit auf einem Rad gesessen haben und auch in ihrer Ausbildung das Thema Rad ausgeblendet war.

Für eine Verkehrswende, bei der zukünftig auch das Rad eine gewichtige Rolle spielen soll, ist dieser Umstand nicht förderlich.

Ihr Beispiel über die neue Verkehrsregelung an der L126 Einfahrt Weilersbachstraße belegt dies eindrücklich. Radpendlern aus Oberried wird der Tag bereits nach einem Kilometer ordentlich vermießt, eine regelrechte Unverschämtheit.

Eigenes Beispiel wäre der Radweg durch Buchenbach. Regelmäßig wechselt man, als einigermaßen fitter Radler, im Ortskern auf die Straße. Auf dem Radweg warten diverse Schikanen, welche nur noch ein stark abgesenktes Tempo erlauben. Man gefährdet sich selbst und vor allem Fußgänger massiv. Auf der Straße ist das Gefährdungspotential zwar auch nicht geringer, man kann aber wenigstens sein Tempo halten ;-(

Weiteres Beispiel wären die Radwege entlang der Kapplerstraße zwischen Bruckmühle und Gasthaus Löwen, welche obwohl teils recht neu und bestimmt teuer, eine einzige Katastrophe sind. Die einzelnen Mängel hier aufzuführen würde zu lange dauern. Auf Anfrage führe ich die gerne gesondert aus.

Fakten, welche die derzeitige Verkehrsplanung fast gänzlich unberücksichtigt lässt, sind :

- Für regelmäßige Radler mit einem guten Fahrrad sind Geschwindigkeiten zwischen 20 und 40 kmh je nach Steigung oder Gefälle leicht zu erreichen.

Radfahrer brauchen separate Wege , welche sie sich nicht mit Fußgängern, Skatern, Kinderwägen teilen müssen. Oft muss es gar kein extra Radweg sein. Optisch, mit fetter weißer Linie oder rot abgegrenzte Radstreifen auf vorhandenen , ausreichend breiten Straßen wären für Radfahrer oft die bessere Wahl und günstig zu realisieren !

- Mit dem Rad als Fortbewegungsmittel will und soll man sich schnell von A nach B fortbewegen können.

Ein Radweg muss dem Prinzip der geraden Linie folgen, Schikanen, scharfe, unübersichtliche Kurven , Kreuzungssituationen sind möglichst zu vermeiden bzw. für Radler zu entschärfen.

Aufhebung des "Radwegezwangs" , zumindest an manchen Örtlichkeiten, in Verbindung mit "Vorsicht Radfahrer" - Schildern entlang der Straße.

Unnötige Umwege nimmt man als Radler nicht gerne auf sich, da jeder Meter Fahrstrecke zusätzlicher Anstrengung bedarf.

- Die Gefährdung für den Radfahrer sowie für Dritte soll möglichst gering sein

Separate Wege und "Lines" für Radler ohne Fußgänger und Freizeitverkehr. Radwege müssen ausreichend Breit sein.

"Alibiwegle" für Fußgänger , Reiter , Skater , Kinderwägen und Radler mit 1,5 -2m Breite gehen gar nicht. Sie sind aber die Regel ! Radfreundliche Ausgestaltung von Kreuzungen – Vorfahrt für Radler wo möglich (Stegener Kreisel, Weilersbachstraße …)

- Radfahren soll komfortabel möglich sein.

Saubere, ebene Teerdecke (Ausfahrten, Löcher und Kanten, Hügel -und Wellenlandschaft, Scherben). Vermeidung von "Stop and Go" Situationen.

- Radfahren muss konfliktfrei möglich sein.

Autofahrer müssen durch eindeutige Ausschilderung auf die Rechte der Radler aufmerksam gemacht werden. Es muss für Autofahrer beispielsweise klar ersichtlich sein, dass Radfahrer trotz Vorhandensein eines Fuß- und Radweges diesen im Einzelfall nicht benutzen müssen.

Dass man eine gute Radfreundliche Verkehrsinfrastruktur schaffen kann, beweisen unsere Nachbarn in den Niederlanden und Dänemark, wo sich dies anschaulich mit dem Rad erleben lässt. Vielleicht sollte man für die hiesigen Verkehrsplaner einmal eine Exkursion nach Amsterdam bzw. Kopenhagen einplanen ...

Übrigens, die Sache mit dem Autofreien Sonntag ist eine super Idee. Ergänzend könnte man dann gleich noch für die kompletten Sommermonate den sinnlosen Motorradfreizeitverkehr im Schwarzwald einschränken.

Sperrung bestimmter beliebter Strecken, sind angesagt.

Dann würde dort auch das Rennradfahren wieder möglich sein und vor allem Spaß machen. Für das Klima und die Geräuschkulisse wäre es ein Segen …"

 
 

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